Hallo Wolfgang,
da mir BMW und das Thema Nachfertigungen am Herzen liegt, melde ich mich hier nochmal.
Stefan schrieb:
» Also ich denke/vermute mal, dass dieses Thema nicht nur mich
» interesisert, oder bin ich mal wieder das einzig "Neugierige" Mitglied>
» Vielleicht könnt ihr ja mal bei den nächsten Clubnachrichten ein
» bisschen darüber berichten über welche Themen es bei diesen Gesprächen so geht
» und wer da die "Verhandlungspartner" sind.
Wolfgang schrieb:
» Was hilft es Dir oder den anderen Interessierten, wenn wer auch immer der
» Clubs mit Herrn X oder Frau Y bei BMW über dies und das gesprochen hat>
Erstmal danke für Deine Einschätzung der Lage. Es wäre wirklich schade, wenn der Club nur einen Typspezialisten hätte, der mit BMW im Kontakt steht. Stefan hat da um etwas Transparenz gebeten, was sicher nicht verkehrt ist. Intransparenz hat immer ein Geschmäckle, wie der Schwabe sagt.
Nun aber zu meinem Senf, den ich dazugeben möchte.
Sehr unterhaltsam finde ich den Forumsbeitrag
mal wieder eine Diskussionsgrundlage :-) von Udo aus dem Jahr 2002. Nach meiner Einschätzung hat Udo den Nagel auf den Kopf getroffen und beschreibt sehr schön die Problematik der Klassiker-Teileversorgung.
Premiumhersteller wie Porsche oder Mercedes sind (auch) was die Klassikteileversorgung anbelangt gut aufgestellt. Meine Anregung wäre, dass sich der BMW 02 Club mal mit anderen Markenclubs über die Thematik Ersatzteilversorgung und evtl. Preispolitik austauscht. Wie in einem anderen Beitrag von mir erwähnt (
siehe hier) lässt Porsche beispielsweise die Motorhauben-Wappen in Deutschland nachfertigen. Einen VK ab 59,90 Euro finde ich nicht übertrieben für den Gegenwert, den ich da erhalte.
Für mich stellt sich die Frage, welchen Anspruch BMW an sich und seine Klassikteileversorgung hat. Wenn ich richtig informiert bin, sieht sich BMW als Premiumhersteller von Fahrzeugen, die Freude am Fahren bereiten. Premiumhersteller verlangen Premiumpreise, das ist bekannt. Dafür verlange ich als Kunde aber Premiumservice (sorry, das klingt egoistisch, ich weiß). Einen Vergleich mit VW halte ich in diesem Zusammenhang übrigens für nicht zielführend.
Wolfgang schrieb:
» Natürlich könnte man da noch viel besser machen, aber aufgepasst: BMW
» verdient Geld mit vielen, vielen Neuwagen und deren Wartung. Nicht mit den
» ollen Kisten, die nicht mal ein Promille des Geschäfts ausmachen.
Du sprichst das Thema Kostendeckung von Klassikerteilen an.
New Old Stock-Teile sind längst abgeschrieben, da sie sagen wir mal vor 30 Jahren gefertigt wurden. Dank Inflation und dem Wechsel von DM zu TEuro sind solche Teile heute nicht mehr zu den damaligen Konditionen zu fertigen. Vielleicht lässt sich auch der Originallieferant nicht mehr ermitteln oder er existiert nicht mehr, aber Fertigungsunterlagen sollten bei BMW noch vorhanden sein. Was aber noch im Hochregallager in Dingolfing oder anderswo liegt, zaubert dem Finanzvorstand ein Lächeln ins Gesicht. Die Teile wurden mit billigem Geld gefertigt und können heute für teures Geld verkauft werden. Da stimmt der Deckungsbeitrag.
Ich gehe davon aus, dass BMW rechnen kann und das Klassikgeschäft nicht nur Imagepflege ist (Stichwort: Zukunft kommt von Herkunft), sondern durchaus Geld bringt.
Ein Indiz dafür ist für mich die BMW-Werbeanzeigenkampagne
Bin mal kurz im Internet. Originalteile von BMW Classic."
Darin schreibt BMW:
"Rund 40.000 Teile-Positionen stehen Ihnen unter
www.shop.bmw-classic.de zur Verfügung. Einfach online gehen, die passenden Teile für Ihren Klassiker auswählen und bequem nach Hause oder in die Werkstatt liefern lassen. Natürlich haben Sie auch auf jedes Original BMW Classic Teil die volle Herstellergarantie.
Freude hört nie auf.
Sowas muss sich rentieren, sonst bekommt der Finanzvorstand unangenehme Fragen gestellt es kommt aber sicher auch auf den Bewertungsmaßstab an, der ja auch emotionaler Natur sein kann; Stichwort Markenimage.
Wenn ich mich in einen potentiellen Kunden hineinversetze, dann könnte sich folgendes Szenario abspielen: Ich besuche die Internetseite von BMW Classic und freue mich, dass so viele Originalteile verfügbar sind. Ich bestelle über die Internetseite bei BMW und erhalte kurz darauf die Teile per Post. In freudiger Erwartung öffne ich das Paket und bin enttäuscht: Im Paket liegen keine NOS-Teile, sondern aktuelle Nachfertigungen. Die Teile haben aber leider optisch oder technisch nichts mit dem Original zu tun. O.K., dank Rückgaberecht packe ich die Teile wieder ein und schicke sie zurück. Das Geld wird mir von BMW erstattet, kein Problem.
Aus Sicht von BMW war das ein Verlustgeschäft. Die Teile für den Versand vorbereiten, versenden, die Retourteile in Empfang nehmen und wieder ins Hochregal einsortieren war mit Aufwand verbunden. Das Resultat ist, dass zwar Kosten durch Nachfertigung und Vertrieb der Teile entstanden sind, aber BMW kein Geld verdient hat UND der Kunde von BMW als Premiumhersteller enttäuscht ist. Fazit: Doppelter Schaden für BMW.
Das ist nur ein Gedankenspiel und ich schreibe das hier nicht, um BMW ans Bein zu treten, sondern um meine Sicht der Dinge zu erläutern, in der Hoffnung, dass BMW weiterhin einen vorbildlichen Ersatzteilservice bietet. Die Qualität einiger Teile lässt sich sicher noch verbessern, wahrscheinlich sogar zu vertretbaren Preisen. Und damit ist nach meiner Auffassung allen gedient.
Die Stückzahlen, ab denen sich eine Nachfertigung rentiert, scheinen durchaus überschaubar zu sein. Bestes Beispiel ist das Getriebe für den BMW 328: "Das zwischen 1936 und 1940 produzierte Fahrzeug galt als Traumsportwagen seiner Epoche und war mit nur 464 Exemplaren schon zu Bauzeiten eine begehrte Rarität.
Für den Verkauf an interessierte Besitzer eines BMW 328 steht jetzt eine Auflage von 55 Exemplaren des originalgetreuen Bauteils zur Verfügung. Der Vertrieb der bei ZF gefertigten Getriebe-Nachbauten erfolgt exklusiv über das BMW Classic Center." (vgl.
Pressemeldung vom 17.04.2013).
Zur Abrundung des Ganzen mache ich mir mal die Mühe und stelle ein paar Werbeanzeigen verschiedener Hersteller aus der Automobilbranche zusammen, die das Thema Klassikerteile gemeinsam haben. Dann kann der geneigte Forumsnutzer Anspruch und Wirklichkeit der Hersteller abgleichen. Da immer mehr Hersteller ganz offen um Klassiker-Kunden buhlen, scheint sich durchaus Geld mit den Altteilen verdienen zu lassen, denn die Hersteller wissen: Ohne Ersatzteile wird kein Auto zum Oldtimer.
Viele Grüße!
Olli