Hallo zusammen,
vor kurzem war ich an einem Samstag mal am Autodrom von Most in Tschechien (die Stadt hieß früher mal Brüx - Most ist tschechisch für Brücke) - liegt so etwa 25km südlich der deutschen Grenze zu Sachsen. Das war so ziemlich eine der ersten permanenten Rennstrecken im Ostblock mit modernen Auslaufzonen, wo auch schon zu Zeiten des Kommunismus internationale Rennen mit westlicher Beteiligung abgehalten wurden (z.B. Interserie) bei denen dann bis zu 300000 Zuschauer da gewesen sein sollen (auf den Fotos aus der Zeit war der viele, grüne Rasen pickepackevoll mit Menschen). Liegt recht schön so zu Füßen des Erzgebirges:



Nach dem Hinweis eines 02-Freundes aus Bayern (danke nochmal Karl-Heinz und ich hab auch gegrüßt - schau mal weiter unten;-) ) hatte ich mal genauer nachgeschaut, welche Veranstaltungen an dem besagten Samstag dort stattfinden, weil ich sowieso in der Gegend unterwegs war. Und die hier mußte ich dann unbedingt sehen:

Wer es nicht erkannt hat:

Piirööööt ... rängtängtäng ... :-D In Niedersachsen, wo ich aufgewachsen bin, konnten wir vom Sender Brocken im Harz aus schon immer DDR-Fernsehen empfangen. Mein Vater hatte damals extra einen Decoder in unseren Nordmende einbauen lassen (die DDR sendete nicht in der damals in der Bundesrepublik gebräuchlichen PAL-Norm sondern in eher in Frankreich gebräuchlichem SECAM), damit ich als Kind mein Sandmännchen, den kleinen Maulwurf und Pittiplatsch und Schnatterinchen in Farbe sehen konnte. Naja - Muddern und er wollten Lino Ventura und Alain Delon (französische Filme gab es damals durchaus öfter mal im Zonenfunk ... und die Olsen-Bande aus Dänemark) bestimmt auch nicht in schwarz-weiß gucken.
Jedenfalls habe ich später als Jugendlicher dann auch mit Begeisterung die Übertragungen der Ost-Tourenwagen- und -Formel-Rennen um die DDR-Meisterschaft und den sozialistischen "Pokal für Frieden und Freundschaft" geschaut, wenn vom Sachsenring oder vom Schleizer Dreieck übertragen wurde. Wie geil war das denn - die mußten normalerweise 10 oder 15 Jahre warten, bis sie ein Auto zugeteilt bekamen, und trotzdem konnte man die Gaskranken drüben nicht davon abhalten, die Karren mühselig zu frisieren und mit Vollgas kleinzureiten. Wenn die Meise im Kopf halt jubiliert, bringen sie auch politische Unbilden nicht zum Schweigen - das war doch wahre Begeisterung!
So wie ich ursprünglich der Meinung war, ich würde niemals live ein Rennen mit den mich begeisternden DRM-Boliden (02, CSL, E21, Capri, Escort, Porsche) zu Gesicht bekommen, weil ich zu spät geboren bin - da habe ich dann beim ersten Mal auf dem OGP am Nürburgring beim DRM-Revival mit Pipi in den Augen auf der Tribüne gesessen, als die Dinger dicht vor meiner Nase vorbeigeballert sind - hatte ich eigentlich auch gedacht, mir wäre wegen meines Geburtsdatums die Chance entgangen, jemals Renntrabants in Aktion zu sehen. Aber nee ... das habe ich jetzt seit dem Samstag in Most auch vom Zettel ... seeehr geil!
Ein Saporoshez mit 1975er Umbau auf Lada-Mittelmotor und gleich eine ganze Horde Melkus RS1000 waren auch noch mit dabei:


Auf dem Test-Gelände neben der Rundstrecke fuhr gleichzeitig auch noch eine größere, tschechische Oldtimer-Rallye (Rally Praha Revival) eine Sonderprüfung aus. Da gab es neben den üblichen Verdächtigen auch mal ein paar Mobile zu sehen, die in westlicheren Gefilden nicht so oft starten:


In dem Skoda 130LR im zweiten Bild saß am Volant übrigens der Norweger John Haugland - der ist für die Tschechen und Skoda sowas Ähnliches wie ein Walter Röhrl. Mittlerweile ein Renn-Opi ist er immer noch ziemlich präzise unterwegs - und er hat mir ganz seelenruhig festgegurtet im Auto sitzend ein Autogramm geschrieben, nachdem er den Ordner weggeblökt hatte, der mich aus dem Vorstart-Bereich verscheuchen wollte. Guter Mann! Ebenfalls im zweiten Bild kann man am Rande sehen, weshalb dieser Beitrag hier ins 02-Forum sollte: Die "richtigen" Autos waren nämlich auch da. Sowohl bei der Rallye


als auch auf der Rundstrecke



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Noch am Rande: Bei dem Motorengeräusch dieses Golf 2 aus der Schweiz auf der Start-Ziel-Geraden habe ich mich zunächst echt gewundert, wieso der Fahrer das Ding so hoch drehen kann. Mit einem VW-Motor unter der Haube hätte das eigentlich solides Kleinholz fabrizieren müssen.

Ohne Haube im Fahrerlager konnte man dann aber sehen: War gar kein Original-Triebling mehr drin. Achso ... na dann ...

Verneigung, Lars.