So, dann darf ich mich hier im Forum vorstellen: Mein Name ist Jörg, ich bin aus Bayern und schon länger BMW-Altwagenfahrer und Schrauber, jedoch neu beim 02er und der NK und neu bei Euch. Mein Thema ist und war eher der E30.
Warum kam ich hierher> Auf jeden Fall in mehreren Anläufen. Ich versuchs mal zu erzählen, für die, die mehr wissen wollen: Gefallen hat mir vor allem der 02er schon als Kind (75 geboren), zwei meiner Onkels hatten immer wieder welche, mal einen 1602, mal sogar einen tii in inka, mal einen golfgelben Touring, jedoch meist als Letztbesitzer. Als ich 1991 mit 16 meine Lehre bei BMW begann, durfte ich mir sogar ein altes Auto für ein paar hundert Euro kaufen, auf dem Bauernhof der Oma abstellen und dran rumschrauben. Es wurde dann tatsächlich ein 02er, einfach weil die damals billig zu bekommen waren. Das Ding (ein roter 74er 1802) war jedoch so marode, dass nach gesammelter Schrauber-Erfahrung nur noch die Entsorgung blieb. Dann ging mit Ende der Lehre der Motorsport-Virus mit einem E30 los, ich habe 20 Jahre an diversen BMW Rennautos geschraubt und bin gefahren. Die 02er Modelle waren als Renngerät bereits altes Eisen, blieben daher unbeachtet und das Thema geriet in Vergessenheit. Die Jahre gingen ins Land, irgendwann waren mit dem vielen Rennfahren auch manche angesammelten E30 alte Autos geworden, und ich hab meinen Spaß daran entdeckt, sie als Alltagsyoungtimer zu nutzen. Und sah, wieviel mehr Spaß es doch macht, pur unterwegs zu sein, und das nicht nur am Sonntag bei Sonnenschein mit einem Note 1-Auto zum Kaffeetrinken, sondern im unrestaurierten Originalzustand im Alltag, inklusive Patina und Kindersitz zum Supermarkteinkauf oder dem täglichen Arbeitsweg. Auch die BMWs der 60er und 70er gerieten wieder in den Fokus, ich war das zweite Mal nahe am 02er dran, aber nicht nah genug. Denn es schien mir, als wären die guten Autos in festen Händen, das Auto ziemlich teuer geworden und irgendwie hatte ich so viel E30-Wissen und so wenig 02er-Wissen, dass ich es mir neben dem Alltagsgeschäft mühselig vorstellte, das Wissen aufzubauen, das andere schon ewig haben. Das Schicksal ruhte jedoch nicht. Im Jahre 2013 hatte ich die Gelegenheit, zusammen mit Johnny Cecotto beim Goodwood Revival den 1800 Ti/Sa als Rennversion zu fahren. Meine Freundin war dabei, es war im Paddock ein dunkelroter 2000er als Straßenauto ausgestellt, und da merkte ich zum ersten Mal, dass Ihr die alten Kisten auch ziemlich gut gefallen. Also wurde eine Neue Klasse als weiterer Familienoldie neben den ganzen E30 näher in Betracht gezogen, auch wenn mir klar ist, dass die NK vom Fahrverhalten weder mit dem Rennauto noch mit dem 02er was zu tun haben. Der Fokus lag auf einem 2000 tilux, es stand in Italien nach intensiver Vorinfo durch Wolfgang und Walter (danke nochmal dafür!) eine Besichtigung eines aus der Ferne beurteilten Zustand 3 an, mit wohl guter Substanz. Das Objekt der Begierde erwies sich jedoch als wahre Bastelkiste. Also Abflug. Und weil man schon mal da und der Tag noch jung war, wurde ein 1602 in der Nähe von Mailand quasi zufällig aus dem Internet extrahiert, vorbeigefahren und dann wars geschehen:
Ein 1602 aus Jan. 1973, chamonix, lief seit seiner Erstzulassung 41 Jahre lang in den Händen des Erstbesitzers. Der hat das Auto 2014 dann im Alter von 98 Jahren an ein Familienmitglied weitergegeben, der ihn aber bald inserierte, weil er ihn zu selten fuhr und er irgendwann nicht mehr ansprang. Dass der Motor bei Besichtigung nicht lief, war dem Preis etwas zuträglich. Das Erfreuliche: Das Fahrzeug hat eine für dieses Alter tolle Originalsubstanz, wurde nie geschweißt, es ist anhand der Nummern der originale Motor verbaut, der Kilometerstand von 114.000 stimmt nach allen Informationen. Es befinden sich die Gebrauchsspuren eines inzwischen 43jährigen Autolebens in Händen eines Rentners am und im Fahrzeug, die eine spannende Geschichte erzählen. Egal ob ein durchgewetzter Teppich unter dem Gaspedal, eine durch Sonne ausgeblichene Lehne der Rückbank, 26 Jahre alte Reifen, ausgeblichener und matter Originallack auf Dach und Hauben sowie eben vor allem Lack- und auch Blechschäden, die teilweise mit Pinsel und Farbe repariert wurden. Die Garage war dann eben irgendwann zu eng, sieht man an den beiden Seiten und vor allem vorne Mitte, wo die schöne Nase wohl immer wieder etwas anstupste. Aber eben keine Durchrostungen auch an all den neuralgischen Stellen, keine halbherzigen Schweißversuche, keinerlei Umbauten, Nachrüstungen oder gar Tuning (bis auf die schwarzen Kühlergrillstreben der 2002er Modelle).
Ich hab erstmal die Zündung grob eingestellt, frisches Benzin rein, den Filter und die Kerzen gesäubert und bin ihn dann ein paar Tage im noch salzfreien Oktober zur Arbeit, zum Einkaufen etc. gefahren. Und siehe da, das Auto hat sich Tag für Tag von selber repariert, nachdem er anfangs unwillig ansprang und teilweise nur dreizylindrig lief und bockig hochdrehte, hat er inzwischen alle Mängel fast von selber behoben und läuft bis auf einen noch etwas unrunden Leerlauf an der Ampel wunderschön. Augenscheinlich erste Zündkabel, erster Verteiler, erste Zündspule. Was lernen wir> Stehen macht die Technik kaputt, fahren erhält sie. Nun müssen Haus und Werkstatt fertig werden (wir bauen gerade), dann schaun wir dem Schätzchen mal unters Kleid und sehn weiter.
Und so werde ich nun doch endlich zum 02er-Schrauber und möglichst bald auch zum Vollmitglied. Und hoffe, dass mir Eure gesammelte Erfahrung bei manchen Kniffligkeiten weiterhelfen wird. Nachfolgend am Ende der vielen Wörter noch ein paar Bilder.
Viele Grüße,
Jörg
So hab ich ihn gekauft:
Der hier begleitet uns oft im Sommer (323i von 85):