Autor Thema: Seitenwände ausbeulen  (Gelesen 4325 mal)

Offline Stefan & Luis

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Seitenwände ausbeulen
« am: 23 Februar, 2023, 14:01 »
Hallo zusammen,
als wir die Schweller unseres 1502 geschweißt haben, haben sich leider die Seitenwände verzogen (nach innen).
Wir haben schon etwas ausgebeult, aber dennoch läuft es so wie es jetzt ist auf eine Spachteldicke von 2-4 mm hinaus.
Ein Beulendoctor ist zwar schon bestellt, aber ich glaube, er wird da nicht mehr viel ausrichten können, weil einfach nicht genug Blech da ist um die Seitenwand nach außen zu drücken.
Da müsste man das Blech irgendwie dehnen.
Vielleicht hat er noch eine andere Idee.
Wie macht ihr das denn?
Wie viel Spachteln ist normal und was ist zu viel (in Bezug auf die Haltbarkeit)?
Und wenn ihr spachteln würdet, dann normalen Kunststoffspachtel oder lieber verzinnen?
Ich trau mich ans verzinnen nicht ran, habe das mal an einem Stück Blech ausprobiert.
Hat nicht so gut gehalten. Dann müsste ich das eher einem Profi überlassen.

Lieben Gruß Luis

Offline Michael, Overath

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Re: Seitenwände ausbeulen
« Antwort #1 am: 23 Februar, 2023, 15:32 »
Hallo Luis,
zu meiner Zeit war Karosseriebauer ein Lehrberuf mit 3 1/2 Jahren Ausbildungsdauer. So jemand kann das. Wenn man Blech versteht und den Umgang mit ihm gelernt und praktiziert hat, weiß man um die Methoden, wie es zu behandeln ist um es in die gewünschte Form zu bringen. Was die Kollegen heute lernen, kann ich nicht beurteilen, aber an Eurer Stelle würde ich mir einen erfahrenen Profi vom "alten Schlag" suchen. Ein Beulendoktor kann das evt. sein, muß es aber nicht, wenn er z.B. nur Hagelschäden kann. Blech kann man strecken und stauchen, dazu kann man z.B. bei der Anfertigung von Ersatzblechen einen Kraftformer nutzen. Am Fahrzeug kann man mit Hitzepunten und punktueller Abkühlung stauchen und mit Hammer und Stöckchen strecken. Vieles ist möglich, aber man sollte wissen, was man tut. Ein Laie oder auch ein Lackierer, der das nur nebenbei macht weiss das in der Regel nicht.
weissblaue Grüße,
Michael

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Offline jneunteufel

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Re: Seitenwände ausbeulen
« Antwort #2 am: 23 Februar, 2023, 19:01 »
Hallo Luis!

Was du beschreibst habe ich vor 3 Jahren bei meiner Restauration durchgemacht. Ich war auch ratlos welche Spachteldicke „normal“ ist und wie die Kunst mit der Ausbeulerei genau funktioniert.
Der Beulendoktor könnte ein wertvoller Kontakt sein, ich hatte Hilfe von einem alten Hasen bei einer Tür in der ich einen „Blechfrosch“ produziert hatte.

Ein paar Tipps möchte ich dir aber mitgeben die ich damals gerne gewusst hätte:

1)Schließ dich möglichst früh mit deinem Lackierer kurz und besprich neuralgische Stellen. Z.b. gibt es bei meinem Wagen die 2 Kanten im Dach nicht mehr (ich glaube zumindest dass die jeder 02 hat)
2)Auch die Seitenwände sind so ein Thema. Ich habe ehrlichgesagt noch kaum live einen restaurieren 02 mit „perfekten“ Seitenwänden gesehen. Oft verbleiben ganz leichte Wellen oder „Restaurationsspuren“ je nach Blickwinkel. (Ob das neu besser war weiß ich aber nicht)
3)Ich habe bei meinem garantiert unfallfreien Exemplar eine ca 4mm dicke Spachtelschicht an der linken Seitenwand vorgefunden. Garantiert original.
4)behalte die Arbeit des Lackierers im Blick und vereinbare eine „Abnahme“ nach der Füllerschicht. So kannst du dir wichtige Partien nochmal checken und gegebenenfalls nachbessern lassen. später ist das immer schwierig.

Ich weiß nicht wie unsere Kollegen hier vorgehen, aber ich bin persönlich sehr pingelig und mit meiner Lackierung nicht zu 100% zufrieden weil man immer auf die „Fehler“ schaut :D
Trotzdem macht das Auto mega Spaß, das wird auch bei dir bald so sein!

Lg Johannes
E46 für den Alltag

E10 für den Sonntag

Offline Stefan & Luis

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Re: Seitenwände ausbeulen
« Antwort #3 am: 24 Februar, 2023, 06:53 »
Hallo Johannes und Michael,
unser Lackierer ist ein alter Bekannter von uns.
Der meinte auch, dass man da den Karosseriebauer (auch ein Bekannter) mal ran lassen sollte.
Insgesamt sind Beulen und Dellen bei unserem Auto ein recht großes Problem.
Z.B. War bei uns im Dach ein Antennenloch was sich beim Schweißen verzogen hat.
Das Dach hatte auf einmal eine Tellergroße 1cm tiefe Delle nach innen.
Nun haben wir so lange rumgebastelt bis das Dach wieder fast richtig ist.
Außerdem haben wir von unten noch eine weitere Strebe eingeschweißt, weil das Blech an der Stelle so weich war, dass Spachteln ausgeschlossen war. Etwas spachteln müssen wir aber trotzdem.

Bei den Steitenwänden ist das auch immer schwierig einzuschätzen...
Die restaurierten Wagen auf Oldtimertreffen haben natürlich immer spiegelglatte Seitenwände, jedoch denke ich, dass das bei den wenigsten Produkt alter Handwerkskunst, sonders viel mehr Produkt von 2kg Spachtel ist.
(Autos aus dem 02 Club natürlich ausgenommen  ;D)
Ja, wir sind auch recht pingelig.
Deshalb sind aus geplanten 3 Monaten auch schon 2 Jahre geworden.
Aber das dritte Jahr wird nicht mehr komplett ausgereizt (so sieht es jetzt zumindest noch aus).
Wir werden das Auto komplett selbst spachteln und füllern.
Der Lackierer kontrolliert zum Schluss nochmal und wird dann ggf. nacharbeiten.

Lieben Gruß